Hari Mata Hari

Mata Hari war das Pseudonym der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 07. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes). Neben ihrem Künstlernamen verwendete sie zeitweise die Namen Marguerite Campbell und Lady Gretha MacLeod.

Mata Hari war in der Zeit vor und während des ersten Weltkrieges als exotische Nackt-Tänzerin bekannt. Nach einem umstrittenen Prozess vor einem französischen Militärgericht wurde sie 1917 als vermeintliche Spionin für das Deutsche Reich hingerichtet.

Bilder Literatur zu Mata Hari

Inhaltsverzeichnis 1 Lebensgeschichte 1.1 Kindheit und Jugend 1.2 Ehe und Aufenthalt in Niederländisch-Indien 1.3 Legendenbildung 1.4 Mata Hari 1.5 Vorwurf der Spionagetätigkeit 1.6 Verhaftung und Prozess 1.7 Die Hinrichtung 1.8 Nachgeschichte 2 Der Mythos Mata Hari 3 Verfilmungen 4 Literatur

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Lebensgeschichte

Die Berichte über das Leben und den Werdegang Mata Haris sind so zahlreich wie widersprüchlich. Viele Details aus ihrem Lebenslauf sind umstritten und werden von einigen Biographen angezweifelt. Der Grund für die vielen Versionen ihres Lebenslaufes sind die zahlreichen Geschichten, die Mata Hari zu ihren Lebzeiten selbst „erfand“ und veränderte. Darüber hinaus sind die Umstände einer eventuellen Spionagetätigkeit nur durch wenige Zeugnisse belegt. Ihre Lebensgeschichte wurde in weit über 200 Büchern beschrieben. Nur ein Bruchteil dieser Bücher basiert jedoch auf Originalquellen. Die tatsächlichen Lebensdaten wurden allzu oft mit willkürlich erfundenen Geschichten, umstrittenen Anekdoten und einseitigen Darstellungen der Spionagevorwürfe vermengt. So schrieb Friedrich Wencker-Wildberg in den Quellennachweisen seiner 1936 erstmals erschienenen Biographie:

„Über Mata Hari hat sich im Laufe der letzten zwanzig Jahre eine ziemlich umfangreiche Literatur angesammelt. > Unvergessliche Erlebnisse <

Unterzieht man die einzelnen Schriften einer kritischen Untersuchung, so bleibt sehr viel Spreu und herzlich wenig Weizen übrig, ja man wundert sich geradezu, daß über eine Frau die immerhin eine Zeitlang im hellen Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden und Behörden, Presse und Literatur beschäftigt hat, die widerspruchvollsten und unwahrscheinlichsten Geschichten verbreitet wurden ...“ Auch ihr Biograph Sam Waagenaar macht in den Beschreibungen ihres Lebens eine „wahre Flut von Märchen“, Erfindungen und schlicht voneinander abgeschriebenen Unwahrheiten aus.

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Kindheit und Jugend

Margaretha Geertruida Zelle wurde 1876 als einzige Tochter des Hutmachers Adam Zelle und seiner Frau Antje van der Meulen, in der niederländischen Stadt Leeuwarden geboren. Einen Teil ihrer Kindheit verlebte sie in einem alten Patrizierhaus in der Grote Kerkstraat 28, welches die Familie 1883 bezogen hatte. Sie hatte noch drei weitere Brüder, Johannes Henderikus sowie die Zwillinge Ari Anne und Cornelis Cœnrad. Mata Hari, 1904 Ihr Vater Adam Zelle, der ein Mützengeschäft in Leeuwarden betrieb, ging etwa 1891 aufgrund seiner Beteiligung an spekulativen Geschäften bankrott. Im selben Jahr starb ihre Mutter. Die Familie zog nach Amsterdam. Hier heiratete Adam Zelle recht schnell wieder und eröffnete vom Geld seiner zweiten Frau einen wenig ertragreichen Kleinhandel mit Petroleum.

Die Mutter von Antje van der Meulen nahm sich der Kinder ihrer Tochter an und zahlte auch für deren Erziehung. Grietje, wie Mata Hari damals in der Familie genannt wurde, kam in das Haus ihres Onkels Visser in Sneek, der mit einer Schwester von Adam Zelle verheiratet war. Die Familie ihres Onkels schickte sie auf ein Pensionat nach Leiden, um sie zu einer Kindergärtnerin ausbilden zu lassen. Sie brach ihre Ausbildung ab und zog dann zu ihrem Onkel Taconis nach Den Haag.

Durch eine Zeitungsannonce in Nieuws van den Dag lernte Grietje ihren zukünftigen Ehemann im Jahre 1895 kennen. John McLeod war etwa 20 Jahre älter und hatte sich bereits mit seinem Dasein als Junggeselle abgefunden. Einer seiner Freunde setzte jedoch trotz der Vorbehalte McLeods einen Text auf, laut dem ein Offizier, der soeben „von den Westindischen Inseln zurückgekehrt sei“, die Bekanntschaft einer heiratswilligen jungen Dame suchte. Trotz des Altersunterschiedes war Grietje von McLeods Auftreten sowie seinen zahlreichen Orden und Offiziersuniform angetan.

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Ehe und Aufenthalt in Niederländisch-Indien

Am 11. Juli 1895 heiratete sie im Alter von neunzehn Jahren den niederländischen Kolonialoffizier Campbell Rudolph (John) MacLeod. Die Familie von John MacLeod stammt vom Clan der MacLeods aus Schottland. Der erste urkundlich erwähnte Leod war der Sohn Olafs des Schwarzen, der als König der Insel Man gegen Ende des 12. Jahrhunderts lebte. Dunvegan Castle war und ist bis heute der Stammsitz des schottischen Zweigs der Familie. Jil... Die florale, amber-betonte Komposition...

Die Flitterwochen verbrachten Grietje und ihr Mann in Wiesbaden. Am 30. Januar 1896, knappe sieben Monate nach der Hochzeit, kam ihr Sohn Norman John zur Welt.

Am 1. Mai 1897 begab sich die Familie MacLeod, an Bord des Dampfers „Prinses Amalie“, nach Batavia – dem heutigen Jakarta – auf Java. Ihr Mann erhielt dort die Order nach Ambarawa, einem kleinen Ort mitten auf der Insel Java, umzusiedeln. Am 2. Mai 1898 wurde die Tochter Luisa Johanna, genannt Non, geboren.

Zur Thronbesteigung von Königin Wilhelmina, wurde in Malang, dem damaligen Wohnort der Familie MacLeod, eine Operette aufgeführt, in der Gretha, wie sie sich zu dieser Zeit nannte, die Hauptrolle spielen sollte. Dies war zugleich ihr erster öffentlicher Auftritt. Im März 1899 wurde John MacLeod, inzwischen Major, nach Medan auf Sumatra versetzt.

Durch den Umzug war das Paar etwa zwei Monate getrennt. In dieser Zeit kam es vor allem im Brief- und Telegrammkontakt zu ersten Schwierigkeiten in ihrer Beziehung. John MacLeod ermahnte seine junge Frau immer wieder zu mehr Sparsamkeit und der Alters- und Persönlichkeitsunterschied beider führte immer häufiger zu Problemen. Das Paar entfremdete sich zusehends. Am 28. Juni 1899 starb Norman – der einzige Sohn der Familie – an den Folgen einer Vergiftung. Wenige Wochen nach dem Vorfall enthüllte eine an der Cholera erkrankte Hausdienerin der Familie auf ihrem Sterbebett dass sie Normans Essen vergiftet hatte, um sich für die Bestrafung ihres Liebhabers durch McLeod zu rächen. Die kleine Non entging diesem Schicksal – je nach Version – nur durch die schnelle Hilfe eines Arztes bzw. aufgrund der Tatsache, dass sie von der Mutter noch gestillt wurde. Mit Normans Tod war der Bruch zwischen den Eheleuten endgültig nicht mehr aufzuhalten.

Im September 1900 wurde Major MacLeod sein zuvor erbetener Abschied aus der Armee bewilligt. Im Oktober übersiedelte die Familie nach Sindanglaja. Die Eheprobleme wurden stärker und John unterbreitete seiner Frau den Vorschlag, sich scheiden zu lassen. Darauf ging sie nicht ein, da ihr Mann das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter forderte. Im März 1902 reiste das Paar zurück nach Holland und bezog dort getrennte Wohnungen. Es kam immer wieder zu Versöhnungen, die nach wenigen Wochen aber wieder in Streit und Trennung ausarteten. Im Oktober 1903 fuhr Gretha zum ersten Mal nach Paris, um eine Karriere als Schauspielerin zu planen. Ihre Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht und um ihre knappen finanziellen Mittel aufzubessern, musste sie letzlich Modell für verschiedene Maler stehen. Der Maler Octave Guillonnet lehnt sie zunächst als ungeeignet ab, portraitiert sie dann aber nach einem Ohnmachtsanfall aus Mitleid für ein Plakat des Gaité-Theaters. Auch sein Kollege Gustave Assire engagierte sie einmalig als Modell. Weitere Arbeiten blieben allerdings aus und Gretha kehrte daraufhin desillusioniert nach Holland zurück.

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Legendenbildung

In den Jahren 1903 und 1905 entstand die Geschichte der indischen Tempeltänzerin Mata Hari. Der Name bedeutet auf malaiisch Auge der Morgenröte oder Auge des Morgens bzw. Auge des Tages und wird als Synonym für die Sonne benutzt. Zwischen 1903 und 1905 entwarf sie ihren Tanz, ihr Kostüm und ihre Legende, die damals auf fruchtbaren Boden fielen. Exotische und frivole Tänzerinnen war Paris zwar gewohnt, eine indische Bajadere, die mit einer geheimnisvollen Geschichte und Herkunft aufwarten konnte, war jedoch etwas Neues. Ihr Siegeszug als gefeierte Tänzerin begann.

In einem zeitgenössischen Zeitungsbericht berichtete Mata Hari selbst von ihrer Jugend auf Java:

„In Malabar, an der Küste Südindiens, kam ich als Tochter einer Brahmanenfamilie zur Welt. Meine Mutter war eine berühmte und gefeierte Bayadere im Tempel Kanda Swany; mit vierzehn Jahren, als sie mich gebar, starb sie. Als ihre Leiche auf dem Scheiterhaufen verbrannt war, zogen mich die Priester auf und gaben mir den Namen Mata Hari. Schon als kleines Kind wurde ich in der unterirdischen Grotte der Pagode Schiwas in die heiligen Tänze des Gottes eingeweiht, da ich die Nachfolgerin meiner Mutter werden sollte. [...] So reifte ich allmählich zur Jungfrau heran, und in einer warmen Frühlingsnacht, als die silberne Mondscheibe am Himmel hing, wurde ich in die Geheimnisse der heiligen Liebe der Göttin Sakryjuda eingeweiht [...] Als Bayadere durfte ich nie irdische Liebe empfinden. Mein Leben war dem Gott geweiht. Da lernte ich einen britischen Kolonialoffizier kennen, der entführte mich aus dem Heiligtum Schiwas und macht mich zu seiner Gattin. So bin ich Lady Gretha MacLeod geworden“

Diese und andere Legenden wurden von Mata Hari selbst "erfunden", um sie in eine Orientalin zu verwandeln und um ihrem Phantasietanz eine uralte Geschichte und Authentizität zu geben. Häufig siedelte sie ihre Kindheit auch auf Java an. Über gut ein Dutzend dieser Versionen ihrer selbst erfundenen Legende berichtete Sam Waagenaar in seinem Ersten wahren Bericht über die legendäre Spionin. Ihre exotische Herkunft galt noch bis zum Ende der 1920er Jahre als Tatsache und wurde erst 1930 durch den Journalisten Charles S. Heymans enthüllt.

Mata Hari war zwar in Indonesien, hatte jedoch tatsächlich niemals "indische" Tänze gelernt oder sich mit ihnen beschäftigt. Was sie in den Pariser Salons vortrug waren persönliche Schöpfungen wie das Märchen ihrer indischen Abstammung. Aber gerade diese exotische Note wirkte auf ihr Publikum und bahnte ihren Weg zum Erfolg.

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Mata Hari Mata Hari, 1906 Ab 1905 fing sie unter dem Namen Lady MacLeod und mit dem Pseudonym Mata Hari in Paris ihre Karriere als Tänzerin an, ohne jemals Tanzunterricht erhalten zu haben. Ihr erste Auftritt fand Ende Januar 1905 im Rahmen einer Wohltätigkeits-veranstaltung von Madame Kiréevsky in Paris statt. Durch Pressemitteilungen die sich auf „eine Frau aus dem Fernen Osten“ bezogen, „die mit Parfüm und Juwelen beladen nach Europa kam, um sich mit Schleiern zu verhüllen und enthüllen“, wurden weitere Mäzenen auf Lady MacLeod aufmerksam. Auf Einladung des Industriellen Emile Guimet tanzte sie am 13. März 1905 in seinem Museum vor einem ausgesuchten Publikum und präsentierte dort Nachempfindungen indischer Tempeltänze.

Die Szene, in der sie zuletzt nahezu unbekleidet tanzte, war Sensation und Skandal zugleich. Es folgten Auftritte in den Salons u. a. von Bankier Baron Henri de Rothschild, Cécile Sorel, Gaston Menier und Natalie Clifford Barney. Der legendäre Impressario der Ballets Russes, Gabriel Astruc, wurde ihr Manager.

Im Pariser Theater Olympia erschien sie 1906 erstmals vor großem Publikum im Rahmen eines Variéteprogramms. In Monte Carlo sah man sie im dritten Akt von Jules Massenets Oper Le Roi de Lahore neben der Ballerina Carlotta Zambelli.

Am 26. April 1906 erging das Scheidungsurteil für ihre Ehe. Mata Hari wurde aufgrund von Nacktaufnahmen, die sie für einen Bildhauer anfertigen ließ und die aus ungeklärten Gründen an Liebhaber verkauft wurden und so in der Öffentlichkeit kursierten, schuldig geschieden. Die Tochter wurde daraufhin dem Vater zugesprochen. Die Öffentlichkeit erfuhr nichts von diesem Vorgang. Für die europäische Gesellschaft gab es nur Mata Hari, die geheimnisumwitterte indische Tempelbajadere, über deren romantische Herkunft sich die Zeitungen mit fantastischen Geschichten gegenseitig übertrumpften.

Mata Hari feierte Erfolge in Wien und gab in Berlin eine Vorstellung für den deutschen Kaiser und dessen Familie. Sie kehrte 1907 nach Paris zurück. Im selben Jahr erschien die von ihrem Vater Adam verfasste Biographie „De Roman van Mata Hari, de levensgeschiedenis mijner dochter en mijnegrieven tegen haar vroegeren echtgenoot“. Diese "Lebensgeschichte" enthielt neben gefälschten Dokumenten, mit denen der Vater eine adelige Abstammung seiner Tochter belegen wollte, vor allem Anschuldigen gegen ihren Ex-Mann. Im Winter 1907 begab sie sich auf eine Reise nach Ägypten und blieb für ihre europäische Anhängerschaft verschwunden. Gerüchteweise hielt sie sich im Nillande auf, um die alten Mysterien zu studieren. 1910 übernahm sie die Rolle der Kleopatra in Antar von Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow in Monte Carlo. Vom Sommer 1910 bis Ende 1911 hielt sie sich – von die Öffentlichkeit unbemerkt – in einem Schloss im französischen Dorf Esvres auf. Während der Theatersaison 1911/12 präsentierte Mata Hari in der Mailänder Scala ihren Tanz Die Prinzessin und die Zauberblume im fünften Akt von Christoph Willibald Glucks Oper Armide und verkörperte die Venus in Antonio Marcenos Ballett Bacchus und Gambrinus. Jil... Die florale, amber-betonte Komposition...

Zu dieser Zeit versuchte Mata Hari auch, den Kontakt zu ihrer Tochter Non herzustellen, doch ihr Ex-Ehemann sandte ihre Briefe ungeöffnet an sie zurück. Schließlich schickte Mata Hari ihre engste Vertraute, das Dienstmädchen Anna Lintjens nach Holland. Diese sollte Non möglicherweise zu ihr nach Neuilly-sur-Seine bringen, wo Mata Hari seit Ende 1911 in einer kleinen Villa wohnte. Dieser Versuch eines ungestörten Treffens mit ihrer Tochter, wird in einigen Berichten als geplante Entführung dargestellt. Ob Anna Lintjes wirklich den Auftrag hatte Non in eine andere Stadt zu bringen, ist unklar. Sie kehrte ohne die Tochter nach Frankreich zurück.

1913 reiste Mata Hari nach Berlin und sah während einer Rundfahrt durch die Stadt den deutschen Kronprinzen. Ihr Interesse wurde von einem Beobachter namens Guido Kreutzer als fanatische Feindschaft gegenüber Deutschland fehlinterpretiert. Gegenüber einem Freund unterstellte Kreutzer ihr gar Attentatspläne gegen den Kronprinzen. Seine Verdachtsmomente dokumentierte Kreutzer 1923 in dem Buch „Der Deutsche Kronprinz und die Frauen in seinem Leben“. Als Mata Hari darum bat, vor dem deutschen Kronprinzen tanzen zu dürfen, wurde ihrer Bitte nicht entsprochen. So reiste sie unverrichteter Dinge aus Berlin ab, ohne je die Bekanntschaft des deutschen Kronprinzen gemacht zu haben.

Am 28. Juni 1913 trat sie als spanische Tänzerin in La Revue en Chemise in den Folies Bergère auf. Im August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Mata Hari befand sich zu dieser Zeit in Paris. Ein Engagement am Metropol-Theater für das Stück Der Millionendieb kam nicht mehr zustande. Sie kehrte nach Holland zurück und war im Königlichen Theater von Den Haag im Ballett Les Folies Francaises zu sehen.

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Vorwurf der Spionagetätigkeit

Im Laufe der Zeit kam es zu Kontakten mit Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, was jedoch angesichts Mata Haris Popularität und ihres Erfolges nicht verwunderlich war. Diese Kontakte und Informationen, mit denen Mata Hari zum Teil beabsichtigt oder unwissentlich, warb oder den Anschein erweckte wesentlich mehr zu wissen oder in Erfahrung bringen zu können, wurden ihr letztendlich zum Verhängniss.

Der deutsche Geheimdienst soll Mata Hari im Jahr 1914 ca. 20.000 bis 30.000 RM geboten haben, um ihre Leistungen als Spionin zu erkaufen. Der Spionagevorwurf wurde später zumindest durch den deutschen Generalmajor a. D. Hempp entkräftet. Hempp, der frühere Leiter der Heeres-Abwehr im Reichsministerium, wusste selbst nichts von Mata Hari als Spionin. In anderen Quellen wird hingegen gar eine von Deutschland finanzierte Ausbildung Mata Haris zur Spionin beschrieben. Angeblich aus Geldnot soll Mata Hari das Angebot angenommen haben und fortan unter dem Decknamen H21 für das deutsche Reich spioniert haben.

Ob sie überhaupt Gelegenheit dazu hatte, entscheidende Informationen an die deutsche Abwehr weiterzuleiten oder jemals unter diesem Decknamen tätig war, ist stark umstritten.

1914 flüchtete Mata Hari vor Gläubigern und unbezahlten Rechnungen, jedoch nicht vor Spionen oder Anklagen der Entente, wie später behauptet wurde, nach Den Haag. Da Engagements ausblieben und in den Hauptstädten das Massensterben der Soldaten im Krieg das Hauptthema war, hatte kaum ein Theaterbesucher Lust, sich eine indische Nackttänzerin anzusehen. Ihren aufwändigen und luxuriösen Lebensstil konnte sie daher nicht in der gewohnten Art und Weise fortsetzen. Im Oktober 1914 mietete sie ein kleines Haus in Den Haag. Dort und in Amsterdam war sie Gast der französischen Oper und hatte zahlreiche Tanzabende.

Kurze Zeit später lernte sie warscheinlich den 21-jährigen russischen Offizier Wladimir Masloff kennen. Die Art der Beziehung Mata Haris zu Masloff war in der Nachkriegszeit Gegenstand zahlreicher Diskussionen. So soll Mata Hari trotz der 17 Jahre Altersunterschied eine Beziehung mit dem Russen eingegangen sein. Nachdem Masloff zurück an die Front beordert worden sei, soll er dort im Gefecht eines seiner Augen verloren haben. Die Kosten für die Behandlung dieser Kriegsverletzung wurden später von einigen Biographen Mata Haris als mögliches Motiv für eine Spionagetätigkeit genannt. Während diese These vor allem von französischen Biographen vertreten wurde, verweist der deutsche Autor Friedrich Wencker-Wildberg die Geschichte eindeutig in das Reich der Legenden. Laut seinen Angaben wurde Masloff erstmals im August 1917 verwundet - also zu einem Zeitpunkt, als Mata Hari bereits im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartete.

Im Frühjahr 1915 kehrte sie nach Paris zurück, angeblich um wichtige Erkundigungen über die französische Vorbereitungen zu einer neuen Offensive einzuziehen. Tatsächlich löste sie ihren luxuriösen Villenhaushalt in Neuilly auf, den sie sich nicht länger leisten konnte. Mata Hari war zu dieser Zeit schon nahezu zahlungsunfähig. Dr. Bizard, ein Pariser Präfekturarzt sah sie in jenen Wochen wiederholt in den besseren Stundenhotels der Stadt.

Bereits Mitte 1915 wurde der französische Spionageabwehrdienst des zweiten Büros des Generalstabs auf Mata Hari aufmerksam. Auf der Fahrt von Paris nach Spanien war sie bei der Landung in Southampton den Behörden des englischen Intelligence Service aufgefallen, die von ihren Agenten aus Madrid bereits Informationen über sie erhielten. Mata Hari reiste mit einem Pass der auf den Namen Gertrud Benedix lautete. Die Polizei befand ihre Papiere für unecht und man nahm sie fest. Mata Hari wurde nach London gebracht und Sir Basil Tompson, dem Leiter des englischen Spionageabwehrdienstes vorgeführt und einem Verhör unterzogen. Sie konnte sich verteidigen und Sir Tompson, der viel Erfahrung im Umgang mit Spionen hatte, glaubte ihren Aussagen. Ob ihre Behauptung, sie sei die Geliebte eines deutschen Militärattachés namens Benedix, der Wirklichkeit entsprach, kann man nicht mehr feststellen. In seinen Memoiren berichtet Sir Tompson, dass Mata Hari um ein Gespräch unter vier Augen bat. In diesem Gespräch gestand sie, tatsächlich Spionin zu sein, allerdings nicht für Deutschland, sondern für Frankreich. Tompson entließ Mata Hari, informierte aber die französische Geheimpolizei über die verdächtige Tätigkeit der Tänzerin. Ab diesem Zeitpunkt wurde Mata Hari praktisch rund um die Uhr überwacht.

In Madrid stieg sie im Palace Hotel ab, ein Hotel dessen Gäste vielen Nationalitäten angehörten. Darunter waren Beamte der französischen Botschaft aber auch deutsche Agenten. Hier soll Mata Hari im näheren Kontakt zum deutschen Militärattaché Major Arnold von Kalle gestanden haben. Hierzu ihr Biograf Sam Waagenaar:

„Bei ihrer Ankunft in Madrid bezog Mata Hari im Palace-Hotel Zimmer. Hier traf sie nicht etwa, sondern war die unmittelbare Nachbarin einer Berufsschwester von ihr - einer richtigen Spionin. Marthe Richard (auch Richter genannt) war eine junge Französin. Nachdem sie gleich zu Beginn ihren Mann im Krieg verloren hatte, stellte Ladoux sie für diese Tätigkeit ein.“

Marthe Richard war Geliebte des deutschen Marineattachés, Herrn von Krohn. In ihrer Autobiografie beschreibt Marthe Richard, wie sie mit Mata Hari Tür an Tür wohnte. Hierzu S. Waagenaar:

„Von Marthe Richard selbst wird deutlich beschrieben, wie wenig in Madrid über Mata Haris angebliche Spionagetätigkeit bekannt war. Und sie sollte eigentlich davon gewußt haben“.

Nur in französischen Zeitungen hatte Marthe Richard davon gelesen und bis April 1917 war niemand in Madrid darüber informiert das Mata Hari eine Spionin war. Marthe Richard hatte auch keinen Auftrag sie zu beschatten. Als sie in einer Zeitung erfuhr das Mata Hari angeblich mit Herrn von Krohn ein Verhältniss hatte, suchte sie ihren Liebhaber auf und machte ihm eine Szene. Auch spätere Artikel und Berichte verwechseln von Kalle und von Krohn gerne. Auf ihrer Weiterreise von Madrid begab sie sich 1916 nach Paris und beantragte dort einen Pass nach Vittel. Vittel bzw. Contrexéville liegt in den Vogesen, unmittelbar hinter der damaligen deutschen Westfront und war ein Sammelbecken für Offiziere und Mannschaften der französischen Luftflotte. Die Tänzerin erhielt die Genehmigung, sich nach Vittel zu begeben. Dort unterhielt Mata Hari angeblich auch intime Beziehungen zu französischen Fliegeroffizieren. In den Berichten der französischen Geheimpolizei wurde jeder Schritt von Mata Hari protokolliert. Sie ging einkaufen, trank Tee, besuchte Freunde und besuchte eine Wahrsagerin. Selbst Ladoux konnte keine verdächtigen Tätigkeiten erkennen. Die Männer die diese Berichte verfassten, fügten in diese Bericht allerdings ihre eigenen Verdachtsmomente ein. So soll Mata Hari an zwei aufeinander folgenden Tagen ihre Abreise vorbereitet haben. Mata Hari zu ihrer besten Zeit

Beide Male sagte sie die angebliche Abreise wieder ab. Nach Berichten der Agenten wurden die Schiffe, die sie hätte benutzen sollen, torpediert und sanken. Es kann angenommen werden, dass diese Details schon damals einen grundlosen Verdacht schufen, der ihr im späteren Gerichtsverfahren als Beweis präsentiert wurde und die Richter nachhaltig beeindruckte. Sie verließ Vittel nach kurzer Zeit und ging zurück nach Paris.

Zur dieser Zeit hatte sich das zweite Büro des französischen Kriegsministeriums bereits eingehend mit Mata Haris Aktivitäten befasst. Was man bisher ermittelt hatte, reichte für eine Festnahme jedoch nicht aus. Fest stand, dass sie im neutralen Ausland mit Deutschen verkehrte und mit diesen Personen chiffrierte Briefe austauschte. Zur Enttarnung dieser versteckten Botschaften trug auch der Lyriker Jules Supervielle bei, der zu diesem Zeitpunkt für die französische Spionageabwehr tätig war. Man beschloss, sie als Holländerin in ihre Heimat abzuschieben. Major Ladoux, der Chef des französischen Spionageabwehrdienstes, ließ sie in sein Büro kommen und informierte sie über die Ausweisung. In diesem Gespräch, so die Memoiren von Ladoux, gestand Mata Hari die Geliebte eines deutschen Spions namens Krämer zu sein. Krämer war einer der führenden Agenten in Holland.

Im Dezember 1916 stellte Major Ladoux Mata Hari, die angeblich gegen eine Millionen Franc im deutschen Hauptquartier für Frankreich spionieren wollte, eine Falle. Es gab der Tänzerin die Namen sechs belgischer Agenten, welche sie aufsuchen sollte. Fünf von Ihnen standen im Verdacht irreführende Meldungen zu liefern, der sechste arbeitete für Frankreich und Deutschland. Zwei Wochen nachdem Mata Hari von Paris nach Spanien abreiste, wurde letzterer von den Deutschen erschossen, während die übrigen fünf Agenten unbehelligt blieben. Dies war für Ladoux der Beweis, dass sie die Namen der Spione den deutschen Militärbehörden verraten hatte. Man wartete für ihre Verhaftung ihre Rückkehr nach Frankreich ab und überwachte gleichzeitig die Abschriften aller Berichte, die von Madrid nach Deutschland gingen.

Zehn Tage nach diesem Vorfall wurde ein Bericht der Deutschen Botschaft in Madrid abgefangen. Die Botschaft lautete: „Nr. H21 soeben hier eingetroffen. Wir haben erreicht, daß sie in französischen Dienst eingestellt wird. Verlangt Order und Geld.“ Die Antwort aus Deutschland lautete: „H21 soll nach Frankreich zurückkehren und beobachten. Sie erhielt einen Scheck über 5.000 Franc, gezogen von Krämer auf Comptoire d'Escompte.“ Am 3. Januar 1917 traf Mata Hari in Paris ein. Trotz der angeblich vorliegenden Beweise, ließ man sich viel Zeit mit einer Verhaftung. Mata Hari konnte in aller Ruhe das Geld das Major Ladoux ihr für ihre Reise nach Spanien gezahlt hatte abheben und ausgeben.

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Verhaftung und Prozess

Am Morgen des 13. Februar 1917 wurde sie von Polizeikommissar Priolet festgenommen und dem Untersuchungsrichter des Kriegsgerichts Hauptmann Bouchardon vorgeführt. Während der Verhöre bestand sie immer auf ihrer Unschuld. Sie wurde in die Untersuchungshaft nach Saint-Lazare gebracht. Nach zwei Tagen in einer normalen Einzelzelle wurde sie dann in die berühmte Zelle 12 gebracht. Hier waren schon vor Mata Hari bekannte Tatverdächtige wie Henriette Caillaux, die Mörderin des Figaro-Chefredakteurs Gaston Calmette, oder Félix Faures Mätresse Marguerite Steinheil untergebracht.

Während dieser Zeit wohnte Mata Hari mit ihrer Aufseherin, der Nonne Schwester Leonide. Dieses Amt versahen in Saint-Lazare fünfzig Nonnen vom Orden Marie-Joseph du Dorat. Außer Geistlichen, Ärzten, Juristen und ihrem Anwalt hatte niemand Zutritt zur Zelle der Tänzerin. Nur ihre Gläubiger verfolgen sie trotz ihrer Festnahme und schicken ihr Rechnungen und Mahnungen ins Gefängnis. Erst am 24. Juli 1917, fünf Monate nach ihrer Verhaftung, wurde die Anklageschrift fertig gestellt und das Verfahren eröffnet. Mata Hari wurde des Hochverrats und Unterstützung des Feindes beschuldigt. Auf beide Vergehen stand zum damaligen Zeitpunkt die Todesstrafe.

Mata Haris Anwalt war der in Künstlerkreisen angesehene Jurist Eduart Clunet, der schon viele bekannte Schauspieler vor Gericht vertreten hatte. Zum Zeitpunkt der Anklage von Mata Hari hatte er die Siebzig bereits überschritten und war bisher noch nie vor einem Kriegsgericht aufgetreten. So stellte er in seiner Verteidigung vor allem die menschlichen Aspekte von Mata Haris Leben heraus, die als schwache Frau auf Unterstützung angewiesen sei. Den vorliegenden Verdächtigungen der Anklage versuchte er mit diesen Erklärungen zu begegnen. So soll Clunet des öfteren in emotionsgeladene Reden verfallen sein und versäumte dabei die Entkräftung der Anklagepunkte durch stichhaltige Beweise oder Zeugenaussagen. Die Richter von Mata Hari waren Offiziere und Berufsmilitärs, keine Rechtsgelehrten und es gab während des Prozesses auch keine Geschworenen als Laienrichter. Clunets Versuche, Mata Hari als Opfer der Umstände und in Not geratene Künstlerin darzustellen, scheiterten an der unnachgiebigen Haltung der Richter.

Mata Hari wurde weiterhin vorgeworfen, eine Deutschland-Bewundererin zu sein, weil sie – was für eine Holländerin nicht ungewöhnlich war – Deutsch sprach und ihre Flitterwochen in Wiesbaden statt in Paris oder Venedig verbrachte. Erschwerend kam hinzu, dass sie vor Diplomaten und Offizieren tanzte, diese in ihre Stadtvilla in Paris einlud, Geldgeschenke gerne annahm und gute Kontakte zur Presse unterhielt. Da sie als Mata Hari ebenso ungeschickt mit ihren privaten Finanzen umging wie als Gretha MacLeod, war sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Sie ließ sich daher gern beschenken, unabhängig von der Staatszugehörigkeit ihrer Mäzene. Ebenso musste sie in ihrer Rolle als Künstlerin gute Kontakte zur Presse unterhalten, um möglichst positive Berichterstattungen zu erwirken. So besaß Mata Hari mehrere Einklebebände mit allen über sie veröffentlichten Zeitungsartikeln und hob auch persönliche Einladungskarten auf. amtl. Aufnahme am Tage vor Ihrer Hinrichtung Ein echter Beweis für ihre Spionagetätigkeit konnte nicht erbracht werden. Obwohl Major Ladoux wußte das die Spion Marthe Richard die Angeklagte in allen Punkten hätte entlasten können, wurde sie nie als Zeugin aufgerufen. Während des gesamten Prozesses wagte überhaupt nur einer von Mata Haris zahlreichen früheren Mäzenen, Bewunderern und Verehrern vor Gericht als Leumundszeuge auszusagen.

Die Identität dieses Mannes, der „eine der höchsten Stellen“ in Frankreich besetzte, musste auf seinen eigenen Wunsch geheim bleiben. In seiner Aussage bekräftigte er auch lediglich dass seine Verbindung zu Mata Hari rein privater Natur wäre. Sein Auftritt beeindruckte die Richter dementsprechend kaum, da er mit jeder anderen Aussage auch sich selbst der Weiterleitung möglicherweise kriegswichtiger Informationen bezichtigt hätte.

In der Verhandlung wurden von Seiten der Anklage auch einige Schriftstücke aus dem Briefwechsel der Tänzerin mit einem französischen Minister vorgelegt. Alle Briefe trugen die Unterschrift „My“. My – so das Gericht – bezeichnete entweder den früheren Innenminister Louis Malvy oder den ebenfalls aus dem Amt geschiedenen Kriegsminister Adolphe Pierre Messimy. Mata Hari behauptete jedoch der Briefwechsel sei rein privater Natur und daher bestünde sie aus Gründen der Diskretion darauf den Namen des Briefschreibers zu verschweigen. Ihre Standhaftigkeit, den Urheber der Briefe zu nennen, erhärteten jedoch nur die Verdachtsmomente der Richter. Sie verzichten darauf, beide Ex-Minister einer peinlichen Aussage vor Gericht zu unterziehen. Die intime Beziehung Mata Haris zu einem hochrangigen Politiker warf jedoch von vornherein ein schlechtes Licht auf die Angeklagte. Der tatsächliche Urheber der Briefe wurde erst 1926 nach einer hitzigen Debatte im französischen Parlament entlarvt. Kurz nachdem Louis Malvy entrüstet alle Vorwürfe zurückgewiesen hatte und schließlich bewusstlos aus dem Saal getragen werden musste, gab General Messimy in einer öffentlichen Erklärung den Briefkontakt zu Mata Hari zu. Er bestand jedoch - möglicherweise aus Eigennutz - darauf, dass der Inhalt der Schreiben völlig harmloser Natur gewesen sei und keinesfalls zu Spionagezwecken verwendet werden konnte.

Gemäß den damals herrschenden Moralvorstellungen war eine geschiedene Frau, die darüber hinaus noch vollkommen entkleidet vor Publikum tanzte, als unsittlich einzustufen. Der Urteilsverkündung durch Hauptmann Bouchardon ging dann auch ein Epilog voraus, der Mata Hari als äußerst zwielichtige Person darstellte. Bouchardon beschrieb sie als eine Frau,

„deren Sprachkenntnisse, zahllose Verbindungen, beachtliche Intelligenz und angeborene oder erworbene Sittenlosigkeit nur dazu beitragen, sie verdächtig zu machen. Ohne Skrupel und daran gewöhnt, sich der Männer zu bedienen, ist sie der Typ einer Frau, die zur Spionin prädestiniert ist.“

Der Hauptanklagepunkt, der als schlüssiger Beweis ihrer Doppelspionagetätigkeit von der Anklage vorgelegt wurde, war der Umstand das sich Mata Hari vom französischen Geheimdienst anwerben ließ um die schon erwähnten sechs Agenten aufzusuchen. Im Prozess wurde sie gefragt wieso, wenn nicht sie die Namen an die Deutschen verraten hatte, einer der Agenten erschossen wurde. Ihre Antwort war zugleich ihr Todesurteil. Da sie fälschlicherweise davon ausging die Informationen wären „veraltet“ gewesen, gab sie die Weiterleitung der Namen gegen Geld zu.

Am 25. Juli wurde Mata Hari wegen Doppelspionage und Hochverrats von den Richtern des Militärgerichts zum Tode verurteilt.

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Die Hinrichtung Die Hinrichtung - Das Foto wird in vielen Quellen als authentische Darstellung gezeigt, eventuell wurde die Szene aber auch für den Film aus dem Jahr 1920 nachgestellt.

Am 15. Oktober 1917, um 6:15 Uhr morgens, wurde Margareta Geertruida Zelle in Vincennes nahe Paris von einem zwölfköpfigen Exekutionskommando erschossen. Wie in Frankreich damals üblich, wurden Delinquenten vorab nicht über den Termin ihrer Hinrichtung informiert, um sie nicht mehr als nötig zu beunruhigen. So erfuhr auch Mata Hari erst eine Stunde vor dem vereinbarten Hinrichtungstermin von ihrem Schicksal. Im Büro des Gefängnisdirektors durfte sie drei Abschiedsbriefe verfassen, die sie ihrem Anwalt aushändigte. Der erste Brief war an ihre Tochter gerichtet, der zweite an Masloff und der dritte an den unbekannten Leumundszeugen. Ob diese Briefe jemals ihre Adressaten erreichten, ist unbekannt. Der Verbleib aller drei Schriftstücke ist bis heute ungeklärt.

Die bei Erschießungen obligatorische Augenbinde verweigerte sie. Da sie sich nicht an den Pfahl anbinden lassen wollte, wurde ihr lediglich ein Seil, welches mit dem Pfahl verbunden war, locker um die Taille gelegt. Von der abgefeuerten Salve traf angeblich nur ein einziger Schuss tödlich, dieser allerdings direkt ins Herz. Ein zweiter Schuss zerschmetterte ihr Knie. Ein Unteroffizier gab ihr zuletzt aus kurzer Distanz den obligatorischen Gnadenschuss in den Kopf.

Ihre letzten Worte hatte Mata Hari zuvor an den befehlshabenden Offizier gerichtet: „Monsieur, ich danke Ihnen.“ An anderer Stelle wird berichtet, ihre letzten Worte seien „Das ist unglaublich!“ gewesen. Auch das Zitat „Der Tod ist nichts, auch das Leben nicht was das betrifft. Zu sterben, zu schlafen, ins Nichts zu verschwinden, was macht das schon? Alles nur Illusionen!“ wird ihr in diesem Zusammenhang zugeschrieben. Um ihre Hinrichtung ranken sich zahlreiche weitere Anekdoten, die aber sämtlich in den Bereich der Mythen gehören. So soll Mata Hari vor dem Erschießungskommando gelächelt, den Soldaten Küsse zugeworfen oder sich im Angesicht derselben entkleidet haben. Kurz nach ihrer Hinrichtung verbreitete sich gar das Gerücht, Mata Hari hätte das Erschießungskommando bestechen lassen, wäre noch am Leben und mit einem jungen französischen Offizier aus dem Gefängnis geflüchtet.

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Nachgeschichte

Da niemand auf die Leiche von Mata Hari Anspruch erhob und sich kein Mensch fand, der die Kosten für eine Beerdigung übernehmen wollte, wurde ihr Körper der medizinischen Fakultät der Sorbonne zur Verfügung gestellt. Der Seziertisch der Medizin wurde zugleich das Grab der berühmten Tänzerin. Angeblich wurde ihr Kopf dabei präpariert und im Pariser Museum der Anatomie ausgestellt, aus dem er jedoch in den 1950er Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden sein soll. Die Geschichte des gestohlenen Kopfes basiert weitgehend auf einer Aussage des französischen Doktors Paul de Saint-Maur, der sich erinnern will, als junger Medizinstudent das Präparat eines rothaarigen Frauenkopfes in der Fakultät gesehen zu haben, der von jedem als Mata Haris Kopf bezeichnet wurde. Der Le Figaro veröffentlichte dann auch im Jahr 2000 eine Liste aller jemals im Museum ausgestellten Schädel, in welchem sich Mata Haris Name findet. Jedoch ließ sich durch Dokumente aus jener Zeit lediglich die Aufnahme der Leiche belegen. Da Mata Hari schwarzhaarig war und zu keiner Zeit rote Haare hatte, hinterlässt allerdings Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Geschichte.

Ihre Tochter Non wollte im Herbst des Jahres 1919 ebenfalls nach Indonesien reisen, um dort als Lehrerin zu arbeiten. Obwohl erst 21 Jahre alt, verstarb sie im August des Jahres – nur wenige Woche vor Antritt ihrer Reise – an einer Gehirnblutung.

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Der Mythos Mata Hari

Schon kurz nach ihrem Tod wurde Mata Haris zu einem modernen Mythos. So wird Mata Hari gemeinhin als die große Spionin bezeichnet. Ihre Person gilt geradezu als Verkörperung einer Kurtisane oder der Femme fatale. Andere sehen in ihr die indische Tempelbajadere und schamlose Nackttänzerin. Diese Verklärung ihrer Person basiert nicht zuletzt auf den zahlreichen Versionen ihrer Lebensgeschichte und der Diskussion über den Wahrheitsgehalt vieler Fakten. Rückblickend kann Mata Hari weder als Meisterspion noch als ruchlose Kurtisane oder gar als „indische“ Bajadere bezeichnet werden. Diese Bezeichnungen entstanden kurz nach ihrem Prozess und wurden durch spätere Veröffentlichungen weiter verbreitet.

Zur ihrer Zeit war Mata Hari zweifellos als exotische oder indische Tänzerin bekannt. Der Umstand, dass sie zum Ende ihrer Tänze nackt vor dem Publikum erschien, förderte nicht nur ihren Erfolg, sondern auch Vermutungen über eine grundsätzlich vorhandene Sittenlosigkeit.

Es gab zahlreiche Hinweise über Affären zu prominenten Männern. Die Bezeichnung als Kurtisane ist dennoch aus heutiger Sicht nicht unumstritten, da sich kaum Belege der zahlreichen angedichteten Liebschaften finden lassen. Mata Hari, Portrait von ca. 1912

Auch wenn Mata Hari sich zum Ende ihrer Tänze entkleidete, legte sie niemals ihr besticktes Kostüm-Oberteil ab. Auf den wenigen Nacktaufnahmen, ist sie immer mit einem Oberteil zu sehen. Der Grund war, so bestätigte später der Arzt Dr. Bizard, das Mata Hari eine sehr kleine Oberweite und sogenannte Kraterwarzen besaß, die sie warscheinlich als nicht schön empfand, um völlig nackt vor das Publikum zu treten.

Seit den 1990er Jahren existiert in Leeuwarden eine Mata Hari Stiftung, welche sich vor allem die Rehabilitierung der berühmten Niederländerin zum Ziel gesetzt hat. Durch den Vergleich zeitgenössischer Dokumente kommen die Mitglieder der Stiftung zum Schluss, dass Mata Hari nur Spielball verschiedener Geheimdienste war und aufgrund ihres Wissens um eventuell kompromittierende Details über hochrangige Politiker sterben musste.

„Mata Hari war keine geborene Spionin. Man hat sie benützt für die antideutsche Kriegskampagne. Sie war lediglich eine Frau, die das Leben genießen wollte, und die nicht begriffen hatte, dass mit dem Krieg nichts sein würde wie zuvor.“

Source: http://www.mata-hari.com/